Acryl System Aushärtungszeit

Beim Pulver-Flüssigkeits-System unterscheidet man verschiedene Systemgruppen. Hierbei haben eine Anzahl Hersteller Serien mit unterschiedlichen Aushärtezeiten im Angebot. Es gibt Produkte, die sehr langsam aushärten und damit der Nail Designerin die Zeit geben, das Modellagematerial aufzubringen und zu glätten. Natürlich wird die Aushärtungszeit mit dem erneuten Aufbringen von Liquid immer ein wenig verzögert. Doch ist zu bemerken, dass bei sehr schnellen Produktserien ab einem gewissen Punkt die Aushärtung so weit fortgeschritten ist, dass die Oberfläche nur noch mit der Feile geglättet werden kann. Wenn ein Hersteller keine Proben versendet, sollte die Nail Designerin auf jeden Fall nach der Aushärtezeit der Produkte fragen. Ob es ein Anfänger-, Studio- oder Meisterschaftsprodukt ist, sollte auf jeden Fall vom Vertrieb noch vor der Bestellung erfragt werden. Das Pulver-Flüssigkeits-System besteht aus zwei Hauptkomponenten. Auf der einen Seite ist das Pulver, das bei den Firmen auch als Polymer bezeichnet wird. Aus dieser Bezeichnung wird klar, dass es sich beim Pulver schon um ein langkettiges chemisches Produkt handelt. Die Flüssigkeit ist ein Monomer, das auf die chemische Komposition des Pulvers abgestimmt ist. Ein Vermischen von Pulvern und Flüssigkeiten unterschiedlicher Hersteller ist aus diesem Grund unbedingt zu vermeiden. Auch wenn man davon ausgehen kann, dass es sich bei allen Produkten um das gleiche System handelt, sind die Unterschiede der chemischen Zusammensetzungen doch sehr beachtlich. So haben beispielsweise einige Firmen einen Beschleuniger, den man separat der Flüssigkeit zusetzt und mit dem man die Aushärtungszeit individuell anpassen kann. Andere Firmen steuern die Aushärtungszeit über die Zusammensetzung des Pulvers. Die Flüssigkeit bleibt gleich, nur das Pulver ist variabel und steuert die Anbindezeit beim Verarbeiten. Trotz gegensätzlicher Hinweise der Hersteller probieren aber Nail Designer immer wieder aus, Pulver und Flüssigkeiten verschiedener Hersteller miteinander zu mischen und verarbeiten diese Mischungen auch an Kunden. Wenn dann längerfristige Probleme wie Liftings oder Anhaftungsprobleme, Vergilben der Produkte oder frühzeitige Produktalterung auftreten, werden diese oft nicht mit dem Vermischen der Komponenten in Verbindung gebracht. Tatsächlich sind aber diese Probleme in den meisten Fällen auf die unzureichende Kompatibilität der Produkte zurückzuführen. Bei einigen Serien geht man sogar so weit, dass selbst die Haftvermittler wie Primer und Dehydrator exakt auf die anderen Produkte abgestimmt sind. Einige Hersteller mischen sogar bestimmte Komponenten, die eigentlich Bestandteile des Primers sind, der Flüssigkeit bei. Wenn eine Firmenempfehlung aussagt, dass das Pulver-Flüssigkeits-System ohne Haftvermittler gearbeitet wird, sollte man die Inhaltsstoffe der Flüssigkeit überprüfen, insbesondere ob Säuren enthalten sind, die der Anhaftung dienen. Da aber die Kenntnisse vieler Nail Designer in Bezug auf Produktchemie nicht ausreichend sind, um die einzelnen Wirkungsweisen der Inhaltsstoffe zu beurteilen, ist es am sichersten, einfach die Herstelleroder Firmeninformationen zu berücksichtigen. In den Anfängen der Nagelindustrie waren die Produkte, die im Nagelstudio verarbeitet wurden, von anderen Industrien „geliehen“. Gerade die Dentalindustrie bot Einiges an Produkten, die auch auf dem Fingernagel verarbeitet werden konnten. Doch die Verarbeitung von Produkten am Zahn war natürlich nicht auf dem Naturnagel anzuwenden. So wird der Zahnschmelz vom Arzt angefräst und mit Säuren angeätzt, um eine Verbindung zwischen Zahn und Produkt herzustellen. Natürlich kann man einen Naturnagel nicht auffräsen oder anätzen, nur um ein Modellagematerial aufzutragen. Die Haltbarkeit der Modellagen war dadurch sehr limitiert. Auch war die Klarheit und Farbintensität mit den heute erhältlichen Produkten nicht zu vergleichen. Selbst ein „klares“ Pulver war im besten Fall milchig, wenn das Produkt ausgehärtet war. Doch mit dem Wachstum der Nagelindustrie befassten sich immer mehr Firmen mit der Entwicklung eigener, auf das Nail Design abgestimmte Produkte. Heute hat die Nail Designerin eine große Auswahl an Produktserien, die genau auf sie, ihre Arbeitsweise und den Ansprüchen der Kundin abgestimmt werden können. Um ein optimales Arbeiten am Nageltisch zu gewährleisten, muss die Nail Designerin aber über bestimmte chemische Prozesse informiert sein und diese entsprechend der Situation anpassen können.

 

Schrumpfung

Während der Aushärtung schrumpft die Masse des Materials etwas. Diese Schrumpfung tritt verstärkt auf, wenn das Pulver-Flüssigkeits-System zu nass gearbeitet wurde. Durch die Schrumpfung entstehen meist direkt am Arch oder Apex Luftblasen zwischen Produkt und Naturnagel. Ein weiteres Phänomen, das nach Aushärtung des Produkts auftritt und für das die Ursache bei einem zu nassen Mischungsverhältnis zu suchen ist, sind kleine Luftbläschen im Produkt. Doch sie können auch durch unterschiedlich große Pulverpartikel auftreten, die nicht mit der Flüssigkeit reagieren und komplette Polymerketten bilden. Diese und andere Phänomene und Probleme werden in einem späteren Kapitel behandelt.